Ein Felsen, der nicht weit von der Künste entfernt aus dem Meer ragt. Auf ihm und scheinbar mit ihm verschmolzen eine fast genauso große Abtei. Meistbesuchtes Naturdenkmal Frankreichs und UNESCO-Weltkulturerbe. Jährlich von etwa 3,5 Millionen Menschen besichtigt. Und jetzt auch von uns.
Nach einer sehr komplizierten Schwimmbadsuche (wer denkt sich eigentlich diese Öffnungszeiten und Vorschriften in Frankreich aus?!) und einer erfrischenden Dusche kamen wir leider erst bei Dämmerung beim Mont-Saint-Michel an. Durch den dichten Nebel konnten wir aber sowieso kaum etwas sehen. Die unzähligen Besucherparkplätze waren wie leergefegt und auch sonst trafen wir weder auf Autos noch Menschen.
Das zusammen sorgte für eine gespenstische und etwas unheimliche Stimmung. Daher fuhren wir erstmal zum Deutschen Soldatenfriedhof, wohin auch sonst. Einen gemütlicheren Ort hätte ich mir unter diesen Bedingung kaum vorstellen können. Nicht.
Nachdem Ron sich diesen angeschaut (und ich im Auto gewartet) hatte, stellten wir das Auto auf dem Parkplatz eines geschlossenen Restaurants ab und schnallten die Fahrräder ab. Mit diesen machten wir uns auf, die letzten beiden Kilometer zum Mont zu fahren, da dieser Bereich abgesperrt und nur Autos von Hotel- oder Restaurantgästen zugänglich ist. Dort trafen wir dann auch wieder Menschen an, die gerade zu Abend aßen.
Über den Steg über den 1879 errichteten Damm kamen wir dem Mont entgegen, der sich erst zeigt, als wir schon dicht davor waren. Wir stellten die Räder ab und erklimmten den Weg nach oben zu Fuß. Eine besonders gute Aussichten hatten wir aber, wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, nicht. Deshalb ließen wir es erstmal darauf beruhen, fuhren zurück zum Auto und legten uns auf einem öffentlichen Parkplatz im Nahe gelegenen Pontorson schlafen.
Am nächsten Morgen besichtigten wir nochmals den Mont Saint-Michel. Es war zwar immer noch sehr neblig, dafür aber sonnig. Zwischendurch zeigte sich die Insel immer mal wieder für ungefähr zwei Millisekunden, um dann wieder im Nebel zu verschwinden.
Die sehr offensichtliche Off-Season hatte aber auch Vorteile für uns: So blieb uns Gedränge wie dieses erspart. Während unserer ganzen Besichtigung trafen wir vielleicht auf fünf Menschen. Dies könnte aber auch an der Uhrzeit gelegen haben: Wir waren so früh (zwischen sieben und acht Uhr) oben, das noch nicht einmal die Abtei auf hatte. Wieder unten angekommen, kamen uns dann nämlich auch schon die ersten Reisegruppen entgegen, die mit dem kostenlosen Shuttle vom Parkplatz gekommen waren.
Laut Wikipedia erschien der Legende nach „708 der Erzengel Michael dem Bischof Aubert von Avranches mit dem Auftrag zum Bau einer Kirche auf der Felseninsel. Aber der Bischof folgte auch der mehrfach wiederholten Aufforderung nicht, bis der Engel ihm mit seinem Finger ein Loch in den Schädel brannte (Der Schädel von Aubert mit dem Loch wird in der Kirche Saint-Gervais in Avranches aufbewahrt; in Wahrheit dürfte es sich jedoch um einen trepanierten Schädel aus dem Mittelalter handeln.). Im Zeitraum 708/709 errichtete der heilige Aubert dann ein erstes Sanktuarium zu Ehren des heiligen Michael.“ (Falls ihr euch nur „Ja, nee, is‘ klar!“ denkt: Jupp, das dachten wir auch.)
Le Mont Saint-Michel ist auf jeden Fall einen Besuch wert! Selbst bei schlechtem Wetter hat die felsige Insel mit seiner Abtei etwas Mystisches und Magisches an sich. Der Eingang gleicht einem konstruiertem Tor aus einem Freizeitpark. Die geografische Lage und der mittelalterliche Flair machen das Kloster zu einer weltweit einzigartigen Sehenswürdigkeit, die mit nichts, was wir bisher gesehen haben, vergleichbar ist.