Strände, Sangria, Souvenirs? Klar, aber die Costa Blanca kann mehr: Im bergigen Hinterland versteckt sich eine der eindrucksvollsten Kultur- und Naturrouten Südostspaniens – die Ruta de los Castillos del Vinalopó. Sie verbindet maurische, mittelalterliche und christliche Burgen in einer einzigartigen Kulisse. In diesem Artikel nehmen wir dich mit auf einen Roadtrip zu sieben der schönsten Burgen der Region. Ideal für alle, die Geschichte lieben, gerne abseits der Touristenpfade unterwegs sind und Spanien von seiner ursprünglichen Seite entdecken wollen.
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Inhaltsverzeichnis
Abseits der Küste: Warum sich ein Roadtrip ins Hinterland der Costa Blanca lohnt
Die Costa Blanca ist weltbekannt für ihre weißen Sandstrände, Buchten und Strandpromenaden. Was viele jedoch nicht wissen: Im bergigen Hinterland wartet eine ganz andere Welt – stiller, geschichtsträchtiger und voller architektonischer Überraschungen.
Ein echtes Highlight für alle, die Spanien abseits der typischen Routen entdecken möchten, ist die Route der sieben Burgen (Ruta de los Castillos del Vinalopó). Dieser unterschätzte Roadtrip führt dich durch eine beeindruckende Landschaft mit maurischen Festungen, mittelalterlichen Stadtbildern und weiten Panoramablicken. Ideal für Kultur- und Geschichtsliebhaber, Roadtrip-Fans, aktive Spanien-Reisende oder einfach alle, die mal einen Tag lang in die Vergangenheit abtauchen wollen.
Hinweis:
Die vollständige Ruta de los Castillos del Vinalopó umfasst bis zu elf Burgen und Festungen im Hinterland der Costa Blanca. In diesem Artikel konzentrieren wir uns bewusst auf sieben davon – die landschaftlich eindrucksvollsten, historisch bedeutendsten und am besten kombinierbaren Anlagen für eine kompakte, aber unvergessliche Tour.
Historischer Kontext: Warum hier so viele Burgen stehen
Das Vinalopó-Tal war im Mittelalter eine der wichtigsten Grenzregionen der iberischen Halbinsel. Während der Reconquista – der jahrhundertelangen Rückeroberung Spaniens durch die christlichen Königreiche – verlief hier zeitweise die Grenze zwischen dem maurischen Al-Andalus im Süden und den expandierenden christlichen Reichen im Norden.
Die Burgen dienten nicht nur zur Verteidigung, sondern auch zur Machtdemonstration und Kontrolle der Handelswege, die vom Mittelmeer ins Landesinnere führten. Viele der Festungen entstanden auf den Fundamenten noch älterer römischer oder westgotischer Anlagen und wurden unter islamischer Herrschaft weiter ausgebaut. Ihre Architektur verrät diesen Einfluss bis heute: runde Türme, Zinnen, geometrische Muster und strategische Hanglagen sind typisch für die maurische Bauweise.
Später wurden die meisten dieser Burgen von den christlichen Herrschern übernommen, verstärkt und in das Kastell-System des Königreichs Kastilien oder Aragon integriert. Heute stehen sie wie steinerne Zeitzeugen für eine bewegte Epoche – zwischen Kriegen, kulturellem Austausch und dem Aufeinandertreffen zweier Welten.
Roadtrip durch Spaniens Vergangenheit: Die 7 Burgen des Vinalopó-Tals
Sieben Burgen, sieben Charaktere – und jede erzählt ihre eigene Geschichte.
Von maurischen Ursprüngen bis zu gotischen Erweiterungen, von verwunschenen Ruinen bis zu stolzen Festungen mit Rundumblick: Diese Etappen machen die Ruta de los Castillos del Vinalopó zu einem echten Schatz für alle, die Kultur, Architektur und Landschaft lieben. Hier stelle ich dir unsere sieben Favoriten entlang der Route näher vor.


Castillo de la Mola (Novelda): Achteckiger Turm, Mandelfelder und ein Hauch Gaudí
Die Burg von la Mola thront auf einem Hügel über Novelda und wurde im 12. Jahrhundert auf den Überresten einer römischen Festung errichtet. Ihr achteckiger Turm ist einzigartig in Spanien – und ein echter Hingucker. Besonders faszinierend ist aber ihr Nachbarbau: das modernistisch inspirierte Santuario de Santa María Magdalena, das ein wenig an die Sagrada Família erinnert – aber ganz ohne Touristenmassen.
Ein Besuch lohnt sich nicht nur wegen der Architektur, sondern auch wegen der Aussicht auf die umliegende Hügellandschaft. Der Eintritt ist kostenlos, und das Gelände wirkt selbst zur Hauptsaison angenehm ruhig.
Castillo de Petrer: Weißgetünchte Gassen und ein stiller Wächter über der Stadt
Die Burg von Petrer stammt aus der islamischen Periode und wurde später von den Christen erweitert. Sie liegt direkt oberhalb des kleinen Altstadtkerns, eingebettet in weißgetünchte Häuser und enge Gassen – ideal für einen kurzen Spaziergang nach dem Besuch.
Zwar ist die Festung relativ klein, doch sie erzählt viel über die strategische Bedeutung der Region zwischen Mittelmeer und Inland. Führungen finden regelmäßig statt, und der Eintritt ist frei – perfekt für eine entspannte Pause auf der Route.
Castillo de Sax: Fantasy-Vibes und Fernsicht vom Felsmassiv
Diese Festung ist ein echtes Highlight: Auf einem über 500 Meter hohen Felsen erbaut, wirkt sie fast wie aus einem Fantasyfilm. Ursprünglich maurisch, später christlich erweitert, dominiert sie das Stadtbild von Sax und bietet einen atemberaubenden Rundumblick über das Vinalopó-Tal.
Die Burg kann nur sonntags um 10:30 Uhr im Rahmen einer geführten Tour besucht werden – die Plätze sind begrenzt, daher lohnt sich eine frühzeitige Online-Reservierung. Wer es nicht zur Führung schafft, kann trotzdem bis zur Basis des Felsens wandern und die Aussicht genießen.
Castillo de la Atalaya (Villena): Mächtige Mauern und Mittelalter-Flair zwischen den Königreichen


Die mächtige Festung von Villena ist eine der am besten erhaltenen Burgen der Region – mit doppelten Schutzmauern und imposanten Türmen. Ihre Ursprünge reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, und sie diente lange als wichtiger Verteidigungspunkt zwischen den Königreichen Kastilien und Aragon.
Besonders beeindruckend ist der zentrale Bergfried mit seinen markanten Zinnen. Die Burg ist gut erschlossen, regelmäßig geöffnet und auch für Familien ein spannender Ort – nicht zuletzt wegen der spektakulären Aussicht auf Villena und die umliegende Ebene.
Castillo de Biar: Grenzfestung mit maurischer Seele und Kopfsteinpflaster-Romantik
Auf einem Felsplateau über dem Ort Biar gelegen, wirkt die Burg wie ein stiller Zeuge vergangener Grenzkonflikte. Hier verlief im Mittelalter die Grenze zwischen Kastilien und Aragonien. Der gut erhaltene Rundturm stammt aus der almohadischen Zeit – eines der wenigen Beispiele dieses Stils in Spanien.
Die kleine, charmante Altstadt von Biar lädt nach dem Burgbesuch zum Schlendern ein – mit viel mittelalterlichem Flair, Kopfsteinpflaster und Cafés mit Blick auf die Berge.
Castillo de Castalla: Historisches Puzzle mit Aussicht bis zum Mittelmeer
Schon von Weitem sichtbar thront das Castillo de Castalla auf einem 780 Meter hohen Hügel über der Stadt. Der älteste Teil stammt aus dem 11. Jahrhundert, der heutige Bau wurde jedoch in der Spätgotik erweitert und immer wieder verändert – was man dem Bau auch ansieht.
Die Burg ist nur im Rahmen von Führungen zu besichtigen, aber allein der Aufstieg lohnt sich: Die Sicht reicht bei gutem Wetter bis zum Mittelmeer. Wer mag, kombiniert den Besuch mit einem Bummel durch den historischen Ortskern oder einer kurzen Wanderung im Naturpark rund um den Hügel.


Castillo de Banyeres de Mariola: Zinnen, Ruhe, Natur – wo Burg und Berg verschmelzen
Die nördlichste der sieben Burgen liegt bereits am Rand des Naturparks Sierra de Mariola. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und wirkt mit ihren Zinnen und Mauern besonders malerisch – gerade bei Sonnenuntergang.
Neben der Festung selbst lohnt sich auch ein Spaziergang durch den Ort, der überraschend grün, ruhig und traditionell wirkt. Wer Zeit mitbringt, kann den Besuch wunderbar mit einer kleinen Wanderung im umliegenden Gebirge verbinden – eine der landschaftlich schönsten Ecken der ganzen Route.
Übersicht: Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten und Eintrittspreise variieren je nach Saison und Wochentag – und manchmal auch spontan. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, schau vor dem Besuch nochmal auf die jeweilige Website oder ruf kurz bei der Tourist Info im Ort an. Besonders bei Führungen (z. B. in Sax oder Castalla) ist eine vorherige Reservierung oft Pflicht.
Burg | Öffnungszeiten | Eintritt |
---|---|---|
Castillo de la Mola | Winter 10–14 & 16–19 Uhr, Sommer 10–14 & 17–20 Uhr | Kostenlos |
Castillo de Petrer | Di–So Führungen 11:00–13:30 Uhr | Kostenlos |
Castillo de Sax | Fr–So Führungen meist 10:00 & 12:00 Uhr (Reservierung) | Kostenlos (Reservierung erforderlich) |
Castillo de la Atalaya | Di–Sa 10–14 & 16–18 Uhr, So vormittags | 3 €, ermäßigt 1,50 € |
Castillo de Biar | Di–So 10:15–13:45, Mi–Fr teils auch 16:15–19:15 Uhr | 1 € (Kinder bis 6 J. frei) |
Castillo de Castalla | Mi–So 10–14 Uhr (Führung erforderlich) | 3 €, ermäßigt 2 € |
Castillo de Banyeres | Okt–Mai: Sa/So 11:30–13:30 & 16–18 Uhr Jun–Aug: Do–So 10–15 Uhr |
2,60 €, ermäßigt 1,30 € |
So planst du deinen Roadtrip: 7 Burgen, 1000 Eindrücke
Die Ruta de los Castillos del Vinalopó lässt sich flexibel an deine Reiselust anpassen – ob als Tagestrip mit Fokus oder als entspannte Mehrtagestour mit Stopps in historischen Städtchen und Naturparks.
Karte der 7 Burgen der Costa Blanca: Die Route im Überblick
Die sieben Burgen liegen zwischen Novelda und Banyeres de Mariola im Landesinneren der Provinz Alicante. Die Gesamtstrecke beträgt ca. 85 Kilometer und lässt sich am besten mit dem Auto oder Camper bereisen. Sportliche Radfahrer:innen mit Liebe zu Höhenmetern könnten die Route auch auf zwei Rädern erkunden – allerdings solltest du dabei einiges an Kondition mitbringen.
Beste Reisezeit und empfohlene Dauer für die Route der 7 Burgen
Am schönsten ist die Burgenroute im Frühjahr (März–Mai) und Herbst (September–November): angenehme Temperaturen, blühende Landschaften oder klare Weitsicht machen die Route dann zum echten Highlight. Im Hochsommer wird es im Inland schnell über 35 Grad Celsius – wer dann unterwegs ist, sollte früh starten und Pausen im Schatten einplanen.
Auch der Winter (Dezember–Februar) kann ideal sein: kaum Touristen, kühle, aber oft sonnige Tage und eine besonders klare Sicht über das Vinalopó-Tal. Nur bei Regen oder starkem Wind wirken die höhergelegenen Burgen etwas rau – also vorher den Wetterbericht checken.
Die Burgenroute lässt sich als Tagesausflug schaffen, wenn du früh startest – besonders im Frühjahr oder Herbst, wenn es angenehm mild ist und die Sicht klar. Wer es entspannter mag oder unterwegs in den kleinen Orten übernachten möchte, plant die Tour besser als Wochenendtrip mit 1–2 Übernachtungen. Viele der Burgen bieten feste Führungszeiten oder spezielle Öffnungszeiten – also lohnt sich etwas Vorplanung.
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Startpunkt und Fahrtrichtung
Ein guter Ausgangspunkt ist Alicante – die Küstenstadt liegt nur etwa 25 km von der ersten Burg (Novelda) entfernt. Von dort führt die Route in nördlicher Richtung über Petrer, Sax, Villena, Biar und Castalla bis nach Banyeres de Mariola. Wer mag, kann die Strecke auch andersherum fahren – landschaftlich eindrucksvoll ist sie in beide Richtungen.
Tagestour oder Wochenend-Abenteuer?
- Als Tagestour: Möglich, wenn du früh startest und dich auf die Highlights beschränkst (z. B. 3–4 Burgen mit kurzer Fahrzeit). Ideal im Frühling oder Herbst, wenn die Tage lang und die Temperaturen angenehm sind.
- Für 2–3 Tage: Perfekt, wenn du in Ruhe jede Burg besuchen, unterwegs Tapas essen, durch Altstädte schlendern oder spontan wandern möchtest. Unterkünfte gibt’s in den Orten selbst oder im Umland – oft charmante Pensionen oder ländliche Boutique-Hotels.
Kombinierbar mit:
- Wandern im Naturpark Sierra de Mariola (nahe Banyeres): Pinienwälder, Quellen und Aussichtspunkte
- Modernismo-Architektur in Novelda: Santuario de Santa María Magdalena und Casa-Museo Modernista
- Weinregion Villena: Probierstationen für Monastrell-Weine
- Markttage und Feste: z. B. mittelalterlicher Markt in Biar oder Moros y Cristianos in Villena
Mietwagen, Camper oder Rad?
- Mietwagen: Ideal für maximale Flexibilität – die Straßen sind gut ausgebaut, aber teils kurvig.
- Camper: Es gibt einfache Wohnmobilstellplätze entlang der Route, z. B. in Sax, Villena und Banyeres. Tipp: In ländlichen Gegenden sind Parkmöglichkeiten oft großzügig.
- Radfahrer:innen: Anspruchsvoll, aber möglich – die Route hat einige Höhenmeter. Wer sportlich unterwegs ist und gerne in Dörfern pausiert, wird mit grandiosen Ausblicken belohnt.
Bonus-Tipp: Lad dir eine Offline-Karte herunter (z. B. Google Maps oder Komoot), falls du im bergigen Hinterland mal kein Netz hast. Und: In kleineren Orten sind Restaurants und Cafés oft nur mittags geöffnet – also lieber nicht auf den letzten Hunger warten.
Welche Burg lohnt sich am meisten?
Wenn du nicht alle sieben Burgen besuchst, hier unsere persönliche Top 3 – für alle, die auswählen (oder priorisieren) wollen:
1. Castillo de la Atalaya (Villena)
Groß, imposant und super erhalten – allein der zentrale Turm mit Zinnen ist den Besuch wert. Dazu ein klar strukturiertes Gelände und tolle Ausblicke. Ideal für Geschichtsnerds und Familien.
2. Castillo de la Mola (Novelda)
Der achteckige Turm ist einmalig – und das modernistische Heiligtum nebenan macht den Ort besonders. Perfekt für Architekturfans, die ein bisschen Gaudí-Flair ohne Massentourismus suchen.
3. Castillo de Sax
Die spektakulärste Lage: wie aus einem Film thront die Burg auf einem Felssporn. Nur mit Führung begehbar, aber auch vom Fuß des Felsens aus eindrucksvoll. Top für Fotospots und Panorama-Ausblicke.
Honorable Mention: Biar – klein, aber mit viel Mittelalter-Flair im Ort und einer gemütlichen Atmosphäre. Ideal, wenn du es authentisch und ruhig magst.
Fazit: Zwischen Burgen, Bergen und Geschichte
Die Ruta de los Castillos del Vinalopó ist weit mehr als nur ein Ausflug ins Hinterland – sie ist eine Zeitreise durch Spaniens wechselvolle Geschichte, eingebettet in eine überraschend vielfältige Landschaft. Hier warten stille Täler, weiße Dörfer, Mandelfelder, kurvige Straßen – und sieben Burgen, die nicht nur architektonisch, sondern auch atmosphärisch völlig unterschiedlich sind.
Uns hat vor allem die Vielseitigkeit überrascht: Manche Burgen wirken wie Filmkulissen, andere wie stille Wächter aus längst vergangenen Zeiten. Mal stehst du staunend vor maurischen Zinnen, mal wanderst du durch Kopfsteinpflaster-Gassen mit Bergblick. Die Route lässt sich flexibel gestalten und belohnt mit Weitblick, Stille, mittelalterlichen Orten und dem Gefühl, dem echten Spanien ein Stück näher zu kommen.
Kurz gesagt: Wer Geschichte liebt, gerne individuell reist und das ursprüngliche Spanien entdecken will, wird diese Route lieben. Und wer weiß – vielleicht nimmst du am Ende nicht nur tolle Fotos, sondern auch eine neue Lieblingsregion mit nach Hause.
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